Andrew Combs: Sundays – Albumreview

Andrew Combs Fotocredit Loose Music

Musik als Therapie: Andrew Combs stellt die in festen Sonntagsritualen geschriebenen Songs zwischen Folk, Pop und Soul vor

Die Musik von Andrew Combs lässt sich als entspannt bezeichnen. Was keinesfalls mit Reizarmut oder Gleichgültigkeit zu verwechseln ist. Das sicher nicht. Aber die Stücke des 35-Jährigen sind so auffällig gelassen vorgetragen und mit einer Weitsicht angelegt, die keine Eile in ihrem Vortrag notwendig macht. Und so sind auch die elf Stücke seines neuen Albums eher in mäßigen Tempo komponiert und setzen ihren Fokus stattdessen auf die Synthese von Wort und Ton und einige kompositorische Mini-Finessen.

Die Andrew-Combs-Routine

Andrew Combs Sundays Cover Loose Music

Ob das Album deshalb „Sundays“ heißt, weil es sich ideal für die tempogedrosselten Wochenendtage eignet? Nein. Combs begann bereits Anfang 2021 mit der Arbeit an „Sundays“, nachdem er zum Jahresende 2020 einen mentalen Zusammenbruch erlitt. Er unterzog sich medizinischer Behandlung und testete außerdem alternative Therapien wie transzendentale Meditation. Wirklichen Trost fand er während der Pandemie jedoch in einer neu entwickelten Routine: Jeden Sonntag ging er mit Co-Produzenten Jordan Lehning und dem Multiinstrumentalisten Dominic Billett ins Studio, um einen Song aufzunehmen, den er während der Woche geschrieben hatte. Das Ergebnis dieses wöchentlichen Zeremoniells liegt nun als Album vor.

Ernste Themen, ernste Arrangements

Combs beschäftigt sich darauf mit den menschlichen Urtrieben, den Anforderungen des modernen Lebens, dem Älterwerden und der Aufrichtigkeit eines jeden einzelnen zu sich und den Mitmenschen. Ernste Themen, die Combs und seine Mitstreiter in ernste Arrangements verpacken. Der stets solide aufspielenden Rhythmus-Gruppe aus Drums und Bass stellt Combs seinen weichen Gesang gegenüber, der wahlweise von Piano („Truth And Love“), Gitarre („Adeline“), Oboe oder Chorgesang („The Ship“, „Down Among The Dead“) begleitet wird. In „Still Water“ kommt auch mal ein ganzer Bläsersatz zum Einsatz.

Im Gegensatz zu den ebenfalls starken Vorgängeralben, die bei aller Schönheit immer auch etwas Fragiles hatten, ist „Sundays“ eine selbstbewusste, sattelfeste und konsistente Platte geworden, der man die in ihr gelegte Bedeutung ihres Urhebers jederzeit anhört. Kommt jetzt schon mal vorsorglich auf die Liste der zu Unrecht vergessenen Platten der 2020er-Jahre.

„Sundays“ von Andrew Combs erscheint am 16.09.2022 bei Loose Music / Rough Trade. (Beitragsbild:Pressefoto)

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